Hofschreinermeister Jean Körner
Schloss Philippsruhe wurde 1875 bis 1880 unter Landgraf Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel-Rumpenheim und seiner Gemahlin Anna, einer geborenen Prinzessin von Preußen, umgebaut. Im Stil des Historismus entstanden in der Bel Etage „güldene Prachträume“. Für die Bibliothek mit dem heute dort ausgestellten Hanauer Ratspokal (siehe OdW #002) sicherte sich der Hanauer Schreinermeister Jean Körner mit dem Frankfurter Möbelbauarchitekten Niederhöfer einen Generalauftrag. Nach sehr erfolgreichem Abschluss der Vertäfelungs- und Schreinerarbeiten ernannte ihn der Landgraf 1880 zum „Hofschreinermeister“. Wer in dem mit edlen Hölzern ausstaffierten Saal im Stil der Neorenaissance mit wachem Blick unterwegs ist, kann die in der Fotografie belegte „Copyright-Tafel“ entdecken.
Jean Andreas Körner wurde am 18. Oktober 1824 – vor 200 Jahren – in Hanau geboren und starb in der Grimm-Stadt am 19. April 1891. Nach Lehrzeit und Studium an der Zeichenakademie trat er in das elterliche Unternehmen ein, das 1775 von seinem Großvater Johann Andreas Körner gegründet wurde. Die Möbelfabrik mit Magazin stand in der Hospitalstraße 43. Jean Körner war auch langjähriges Mitglied des Gemeindeausschusses der Stadt Hanau.
Sein Sohn Johann Friedrich August Körner (1864–1911) baute das Unternehmen kontinuierlich aus und nahm die Büromöbelfabrikation auf. Er war u.a. mit einem freistehenden Rokoko-Pavillon auf der Weltausstellung in Chicago 1893 vertreten. Von 1898 bis 1901 war auch er Mitglied der Hanauer Stadtverordnetenversammlung, außerdem langjähriger Zweiter Hauptmann des Brandwache- und Rettungscorps der Freiwilligen Feuerwehr Hanau. Die Fabrikationsanlagen des renommierten Betriebs lagen zuletzt an der Kieselstraße, heute Gelände des Wohnstift Lortzingstraße. Das Unternehmen wurde 1944 ausgebombt und stellte 1961 seinen Betrieb endgültig ein. An der nach ihr benannten Körnerstraße lagen mehrere Grundstücke der Fabrikantenfamilie.