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Paula Dittberner

Zu den vielen – leider fast vergessenen – Lehrerinnen der Hanauer Zeichenakademie zählt Paula Dittberner. Glücklicherweise konnte von ihr kürzlich aus dem Kunsthandel das großformatige Ölgemälde „Stillleben mit Astern“ aus dem Jahr 1922 für die Städtischen Museen erworben werden.

Ferdinande Friederike Victoria Paula Dittberner wurde am 24. September 1896 in Frankfurt am Main geboren. Als ihr Vater Ferdinand 1901 zum Castellan und Verwalter von Schloss Philippsruhe berufen wurde, zog die Familie nach Kesselstadt. Mutter Friederike, geb. Claus, stammte aus der Hanauer Goldschmiedefamilie Carl Hertel, deren Stammhaus an der Ecke Nürnberger / Leimenstraße stand. 1902 bis 1912 absolvierte Paula Dittberner die Höhere Töchterschule an der Steinheimer Straße und begann 1913 ihre Ausbildung an der Hanauer Zeichenakademie. Ihre Lehrer waren u.a. die Professoren Schimke (Naturzeichnen), Estler (dekoratives Malen), Schultz (geometrisches Zeichnen und Schriften), Leven (Entwurf für Silber) und Feldtmann (Ornament und Relief).

Sie war sehr begabt und wurde dreimal ausgezeichnet: 1916 mit dem ersten Preis der Schülerkonkurrenz, 1917 mit einer Belobigung im Wettbewerb der Firma Weishaupt zum Thema „Handtasche mit Bügel“ und 1917 noch einmal mit dem 1. Preis sowie einer Belobigung im Schülerwettbewerb.

Nach dem Ersten Weltkrieg vermittelte sie Hugo Leven 1918 an das Modeatelier mit Modeschule von Professor Albert Franck am Rossmarkt in Frankfurt am Main. Hier entwarf sie unterschiedlichste Kleidung und unterrichtete Modezeichnen, bis die Firma 1919 aufgelöst wurde. Anschließend wechselte sie an die graphische Kunstanstalt Rothschild nach Offenbach, wo sie Verpackungen und Werbeplakate für Parfümerien und Seifen gestaltete. Die jüdische Firma wurde unter dem NS-Regime 1939 „arisiert“ und 1941 endgültig geschlossen. Nach dem Tod des Vaters zog Paula mit ihrer Schwester zurück nach Höchst, wo sie in der Seilerbahn ein freies Malatelier eröffnete, sich weiter der Werbegrafik widmete und eigene Schrifttypen entwickelte.

1949 folgte sie dem Ruf von Professor Hugo Leven an die Hanauer Zeichenakademie als Fachlehrerin für Schrift und Ornament, ihr Spezialgebiet war die Goldschrifttechnik, später kamen Naturzeichnen und Kompositionslehre hinzu. 1961 trat „Frl. Dittberner“ mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand. Sie starb am 28. Juli 1974 im Städtischen Krankenhaus Frankfurt-Höchst.

Auf dem Ölgemälde auf Karton von 1922, das von einem vergoldeten Schnitzrahmen gehalten wird, ist links eine kleine Keramikfigur zu sehen. Die Schwälmerin basiert auf einem Entwurf des aus Hanau gebürtigen Professors Julius Feldtmann, einer ihrer Lehrer an der Zeichenakademie – er wird Thema für ein nächstes „Objekt der Woche“ sein.

 

Stillleben mit Astern von Paula Dittberner
(© Städtische Museen Hanau, Aufnahme: Martin Hoppe)