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Dan Shocker

Am 23. Januar 1940 wurde in Hanau Jürgen Grasmück geboren, vor 85 Jahren. Den echten Namen des Schriftstellers kennen nur wenige, sein Pseudonym „Dan Shocker“ wohl tausende Fantastik-Fans. Grasmück schrieb keine „hohe Kunst in dicken Wälzern“, die von der Literaturkritik bejubelt wurde. Sein Metier waren sog. Heftchenromane in mehreren Reihen, als „triviale Schundliteratur“ eher verdammt, aber dennoch von den Massen gelesen.

Grasmücks Vater fiel als Soldat in Russland, seine Mutter starb bei der Geburt. So wuchs der 5-jährige bei einer Tante auf und besuchte die Gebeschusschule in Hanau-Lamboy. Schon früh wurde seine Begabung für abenteuerliche Geschichten erkannt, oder eher verkannt: Einsendungen an das „Sternchen“ wurden vom diensthabenden Redakteur abgebügelt, dass sie kaum von einem 15-jährigen stammen könnten. Entmutigen ließ sich Grasmück davon nicht, inspirierte sich weiter durch Texte von E.T.A. Hoffmann, Jules Verne oder Edgar Allen Poe.

Sein Debut feierte er Mitte der 1950er Jahre als Jay Grams mit der Science Fiction-Geschichte „Kosmos der Verdammnis“, es folgten Kurzgeschichten im Magazin „Andromeda“ und der Roman „Die Macht des Kosmos“. Neben Grams schrieb er über die Jahre unter etlichen Namen: Albert C. Bowles, Bert Floorman, J.A. Garett, J.A. Gorman, Jürgen Grasse, J.A. Grouft, Jeff Hammon, Ralf Murat, Steve D. Rock, Owen L. Todd, Henri Vadim – und Dan Shocker.

Den Lebensunterhalt zu verdienen, war dennoch nicht einfach: Nach Heirat 1960 und Geburt einer Tochter verfasste Grasmück u. a. Mahnschreiben für einen Versandhandel, gab Nachhilfeunterricht, übersetzte und redigierte ein Soft-Porno-Magazin. Ab 1973 erschienen abwechselnd alle zwei Wochen Science-Fiction-Krimis in der PSA-Agent „Larry-Brent-Reihe“ (PSA = Psychoanalytische Spezialabteilung) und gruselige „Macabros-Abenteuer“ im Zauberkreis-Verlag Rastatt. Der Zuspruch war so groß, dass sich Fanclubs bildeten (die sich alljährlich mit dem Autor auf Burg Frankenstein trafen) und Hörkassetten beim bekannten Label Europa aufgenommen wurden. Am Ende erschienen rund 200 Bände.

Zusammen mit seiner Frau Karin eröffnete er 1986 in der Steinheimer Straße in Hanau die „Esoterische Buchhandlung“, kümmerte sich um fantastische Bücher, sie um Halbedelsteine u.v.a.m. Grasmück, der an Muskelschwund litt und seit 1955 im Rollstuhl sitzen musste, starb am 7. August 2007 in Altenstadt. Die „Mysterypress – das exclusive Magazin für Zaubermond-Fans“ widmete dem „Vater des deutschen Grusel-Krimis“ eine Sammlung von persönlichen, sehr wertschätzenden Trauerbekundungen.

Einige der Dan Shocker-Hefte befinden sich im Bestand der Landeskundlichen Abteilung der Stadtbibliothek im Kulturforum Hanau, hunderte davon sind bei ebay zu ersteigern.

Text: Martin Hoppe

 

„Dr. Satanas – Herr der Skelette“ aus der Reihe „Silber Grusel-Krimi“ von Dan Shocker, 1974„Dr. Satanas – Herr der Skelette“ aus der Reihe „Silber Grusel-Krimi“ von Dan Shocker, 1974 (© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Aufnahme: Martin Hoppe)