„Wippe-Dippe“
Wer hätte das gedacht? In der Corona-Pandemie gestartet, seit fast fünf Jahren jeden Montag mit einer neuen Geschichte im Netz präsent und nun erscheint die laufende Nummer 250 des „Objekts der Woche“. Wir sind froh und glücklich über die große Resonanz auf das Potpourri von Beschreibungen von Staatsporträts bis hin zu kleinen Dingen des Alltags. Und danken Autor Martin Hoppe, dass ihm die Ideen nicht ausgehen. Er wird die Reihe selbstverständlich weiter fortschreiben. So wollen wir zum Jubiläum wieder eine Hanauer Kuriosität vorstellen.
Freundinnen und Freunde des hessischen Dialekts sind ob des Namens entzückt, Eltern freuen sich über etwas saubere Tische beim Essen von Kleinkindern. Wir sprechen vom „Wippe-Dippe“, Baby's Wunderbecher. Aufmerksame Leserinnen und Leser erinnern sich bestimmt an Nr. 99 der Reihe über den „Süßen Heinrich“ mit Würdigung des Erfinders Heinrich Kurz samt Enkel Theodor Jacob (siehe OdW #099). Die Idee des heute vorgestellten Trinkbechers als „Baby-Learner“ stammt ursprünglich aus den USA und wurde wie der Zuckerspender ab den 1960er Jahren durch „Helly-Erzeugnisse“ im Kinzigheimer Weg gehandelt („Herstellung und Vertrieb von guten und praktischen Babyartikeln, Haushalts- und Wirtschaftsartikeln, insbesondere aus Plastik unter der gesetzlich geschützten Bezeichnung, Belieferung insbesondere von Großhandelsgeschäften und Kaufhäusern“).
Das Geniale am „Wippe-Dippe“ ist der beschwerte Untergrund, der die Tasse immer wieder ins Lot bringt und (eigentlich) nichts vom Getränk oder Brei darin „verdröbbelt“ werden kann. Eltern konnten zwischen zwei „Übungstrinkdeckeln“ wählen: mit Trinkmundstück und Durchsicht-Deckel, „damit Ihr Kind spielend aus dem Becher trinken lernt, die Aufsätze brauchen Sie nur kurze Zeit verwenden. Viel Erfolg!“. Aktuelle Hersteller bieten die Fortschreibung als ungelenk formulierte „Wippen Dippen Tasse“ feil. Da dreht sich der hessische Magen um … Sagen wir lieber „Schaukeltass'“, holländisch „tuimel drinkbeker“ = Taumeltasse oder belassen es bei dem sympathischen Begriff „Wippe-Dippe“. Natürlich befindet sich das präsentierte Exponat in den umfangreichen Sammlungen der Städtischen Museen Hanau.
Text: Martin Hoppe