Kirchturm Heilig Geist
Er ist wohl einer der markantesten Kirchtürme in Hanau – hat aber auch noch zwei Ebenbilder in Frankfurt am Main und Idstein im Taunus: der „lange Karl“ der römisch-katholischen Kirche Heilig Geist an der Lamboystraße.
Das künstlerisch und städtebaulich interessante Ensemble aus freistehendem Glockenturm und kubischem Sakralbau stammt von dem renommierten Architekturprofessor Johannes Krahn (Mainz 1908 – 1974 Orselina / Schweiz), einem Pionier des Neuen Bauens. Er prägte u.a. den Typenhausbau, engagierte sich beim Wiederaufbau der Paulskirche in Frankfurt am Main und der Städelschule, deren Direktor er von 1965–1970 war.
Das Hanauer Gotteshaus wurde am 16. Dezember 1962 geweiht, die „Vettern“-Kirchen St. Wendel in Frankfurt 1957 und St. Martin in Idstein 1965. Kahns Handschrift ist auch im Inneren deutlich erkennbar: Steinsichtigkeit der Wände, charakteristischer Bruchstein wechselt mit Beton, Fensterbänder an der Oberkante und Traufhöhe des Schiffs geben Licht, farbige vertikale Fenster, die den halbrunden Altarraum fassen. Die Glasgestaltung hat der Maler, Zeichner und Grafiker Professor Georg Meistermann (Solingen 1911 – Köln 1990) übernommen, der über 1.000 Glasfenster an 250 Orten in Europa geschaffen hat. Auch er war an der Städelschule tätig.
Gleichfalls architektonisch äußerst spannend gelöst wurde 2021 die Montage der neuen Weimbs-Orgel mit 23 Registern. Novum ist, dass eine große Schwarzblechfassade als Passepartout die zinnernen Orgelpfeifen mit Aussparungen verdeckt. Sie bündelt Klang und Reflexion. Vor dem Raum im Raum ist der holzsichtige Spieltisch montiert. Für diese „einmalige Harmonie von Architektur und Orgelprospekt“ erhielt die Orgelbauwerkstätte aus Hellenthal den Rheinland Genial Award der Meteopolregion Rheinland.
Bei Bau und Inneneinrichtung der Hanauer Kirche Heilig Geist waren über die Jahrzehnte also wahre Koryphäen am Werk. Ein Besuch des Gesamtkunstwerks, sei es zu einem Gottesdienst oder Orgelkonzert, lohnt sich!