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#228

Ehrengrab für Matthias Daßbach

Zwei Jahrestage lassen diese Wochen an einen der führenden Politiker des 19. Jahrhunderts erinnern: Matthias Daßbach. Geboren wurde der Gründer der Hanauer Sozialdemokratie am 13. August 1829, gestorben ist er am 19. August 1899 – vor 195 bzw. 125 Jahren.

Von Beruf Zigarrenarbeiter stellt Daßbach ein „Schichten-Pendant“ zu den gutbürgerlichen Tabakunternehmern Pedro Jung und August Rühl (der von 1848-1850 Oberbürgermeister war) dar. Alle drei vereinen ihr Engagement im Vormärz und der Revolution von 1848 für demokratische Strukturen. Daßbach nahm an den Kundgebungen zum „Hanauer Ultimatum“, an den Frankfurter Barrikadenkämpfen und am Zug der Hanauer Turnerwehr zur Verteidigung der Reichsverfassung 1849 nach Baden teil (siehe auch OdW #154).

1860 gründete er den Verein der Zigarrenarbeiter Hanau mit, 1861 die „Turngesellschaft der Cigarrenmacher“. Am 11. Dezember 1864 wurde der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein Hanau mit ihm als Vorsitzenden ins Leben gerufen. 1869 vertrat er die Hanauer Arbeiterbewegung beim Eisenacher Kongress, 1873 bei der Generalversammlung in Frankfurt am Main, wo er in den Vorstand des ADAV gewählt wurde, und 1875 beim „Einigungsprozess“, der Geburtsstunde der SPD, im Tivoli Gotha. 1875/76 ist seine Tätigkeit als Redakteur des sozialdemokratischen Wochenblatts „Die Wacht“ belegt, ab 1877 für den „Frankfurter Volksfreund“. Das Sozialistengesetz konnte seine Aktivitäten nicht bremsen: So reiste er 1884 etwa zum Parteitag der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands nach Kopenhagen, berief regelmäßig Versammlungen ein und verbreitete mit seinen Söhnen Jean und Karl Flugschriften.

Zu seiner Beerdigung vor 125 Jahren auf dem Hauptfriedhof kamen Tausende. Die „Hanauer Zeitung“ berichtete: „Außer den Abgeordneten Liebknecht, Frohme und Ulrich waren viele Arbeiterdeputationen aus unserem Wahlkreise erschienen, welche Kränze mit Widmungsworten am Grabe niederlegten. Von der Polizei war nur angeordnet worden, daß die rothen Schleifen an den Kränzen nicht auf dem Friedhof liegen bleiben sollten. Dieselben wurden daher entfernt. Die Feierlichkeit verlief in ruhiger Weise“. Den ob Daßbachs Bedeutung relativ kleinen Ehrengrabstein in der Nähe der Seitz'schen Kapelle ziert der Text: „Ihrem treuen unermüdlichen Vorkämpfer für Freiheit und Recht – gewidmet von der Arbeiterschaft Hanaus“. Gekrönt wird die Stele von einem (erst auf den zweiten Blick identifizierbaren) fünfzackigen Stern als Symbol der Arbeiterbewegung mit stilisierter Flamme, die den Weg in die klassenlose Gesellschaft leuchten sollen. Auch ein Straßenname erinnert an Matthias Daßbach – am Rande der Innenstadt, im alten Arbeiterviertel nahe Heraeus.

Zu Daßbach in Hanau siehe auch OdW #191.

 

Ehrengrab für Matthias DaßbachEhrengrab für Matthias Daßbach (© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Aufnahme: Martin Hoppe)