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Kännelkohle

Die Heizperiode hat wieder begonnen und die Kohleverbrennung steigt an. Im Großen wie im Kleinen. Doch was ist Kännelkohle? Ein Fundstück auf ebay mit Hanau-Bezug machte stutzig: 3, 2, 1 und es ging in die Brüder-Grimm-Stadt...

Das rd. 6 x 10 x 6 cm messende schwarze Teil wurde um 1900 von dem Hanauer Diamantreiber und -schleifer Friedrich Valentin Dahsbach / Daßbach (8.5.1872 – 26.6.1951) gefertigt. Er gehörte zur weitläufigen Diamant- und Zigarrenarbeiterdynastie Daßbach, der auch Matthias Daßbach (1829-1899) entstammt, Gründer der Hanauer SPD. Auf der Längsseite hat sich Friedrich „Dahsbach“ verewigt, oben ist ein Jäger mit Hund unter einem Baum zu sehen, an der Schmalseite ein Hirsch. Offensichtlich handelt es sich um einen Briefbeschwerer.

Die Bezeichnung Kännelkohle stammt aus dem englischen (Candle = Kerze). Die Kohle ist samtschwarz, besteht überwiegend aus jahrtausendealten Sporen, Pollen sowie Algen und wurde ursprünglich für Leuchtkörper abgebaut. Da sich das Material leicht schnitzen, schleifen und polieren lässt, sind schon aus der Hallstattzeit Grabbeigaben und Schmuck bekannt (sog. Gagat als Perlen, Ringe, Rosenkränze, Aschenbecher, Dosen). Unsere Preziose stammt ursprünglich aus der Kännelkohlenbank des Flözes Tauentzien im Feld der ehemaligen Grube Heinitz / Neunkirchen im Saarland.

Und nun wird ein Schuh draus: Friedrich Daßbach aus Hanau ging nämlich mit anderen Hanauer Diamantreibern und -schleifern 1888 nach Brücken/Pfalz in den Betrieb von Isidor Triefus, heiratete 1894 Florentina Scherer aus Brücken (in Hanau) und machte sich 1907 wiederum in Brücken selbstständig. Sein Betrieb avancierte bald zu einer der bedeutendsten Diamantschleifereien in der Pfalz. Auch in Hanau bestand seit 1892 eine Daßbach-Geier-Gesellschaft; beide Betriebe mussten über die Weltkriege und Inflation schließen. Die Eheleute hatten drei Kinder. Florentina starb 1943 in Oberhausen/Zweibrücken, Friedrich kehrte nach Hanau zurück und starb 1951.

In Brücken hat der Chef der Firma wohl "nebenbei" das kleine Kännelkohle-Kunstwerk geschaffen. Schön, dass dieses bemerkenswerte Kleinod den Weg in unsere Museumssammlung gefunden hat, den Daßbachs huldigt und gleichzeitig eine bisher kaum bekannte "Diamanten-Zweibahnstraße" zwischen Brücken und Hanau aufzeigt. Hier gilt es unbedingt weiter zu recherchieren, siehe einstweilen www.diamantschleifermuseum.de.

 

191 KaennelkohleAbbildung: Briefbeschwerer aus Kännelkohle von Friedrich Daßbach, um 1910
(© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Foto: Martin Hoppe)