Der himmlische Theriak
Im Schloss Philippsruhe wird voraussichtlich im Sommer 2024 die „Neustadt-Abteilung“ frisch eröffnet. Ein wichtiges Exponat bildet das großformatige Ölgemälde auf Leinwand „Der himmlische Theriak“ von 1693. Es misst 147 x 207 cm (!), wurde 1903 von Dr. Eisenach sowie Apotheker Wiegand dem Hanauer Geschichtsverein geschenkt und wird derzeit mit Hilfe des Fördervereins des Historischen Museums restauriert.
Das imposante redende Bild eines bisher unbekannten Malers zeigt die Zutaten für die Herstellung des Theriaks von Johann Dietrich Hoffstadt, Doktor der Medizin und Inhaber der Apotheken „Zum goldenden Schwan“ am Neustädter Markt (1677) und „Zum weißen Schwan“ am Altstädter Markt (1682).
Das „wunderbare Allheilmittel“ ist seit der Antike bekannt, sein griechischer Name bedeutet „Arznei von wilden Tieren“. Ab 1595 wurde die Herstellung des dicken Breis, Pflaumenmus ähnlich, in einem mehrtägigen Spektakel in Venedig zelebriert. Als Bestandteile werden Blumen, Heilpflanzen, Rinden, Wurzeln, Harze, Balsam, Myrrhe, Honig und Gewürze, aber auch Opiate, Edelsteine und Viperngift genannt. Hoffstadt hantierte zudem mit Schlangenfleisch, Korallen, Perlen, Geweih, menschlichen Hirnschalen, Opium, spanischem Wein, Baldrian, Honig und Goldstaub…
Das Gemälde hing vermutlich als Werbung in seiner Apotheke am Neustädter Markt. Es zeigt neben den Bestandteilen und Arbeitsgeräten zum Destillieren, Waage, Mörser, Flaschen, Kannen, Krüge und Becher. In der Mitte halten zwei Hanauer Schwäne das Spruchband: „Sechs sind in der Arzneikunst, die des Stieres Kraft besiegen: Zucker, Biebergeil, Eisen, Kampfer, Weinstein, Gold“.
In dem Büchlein „PANACEA COELESTIS HOFFSTADIANA oder Kurze Beschreibung des Himmlischen Theriaks“, gedruckt bei Aubry in Hanau, nennt Hoffstadt die Wirkung gegen Abfall des Gedächtnisses bis Zahnschmerz. 1695 verließ er nach Übertretungen der Arzt- und Apothekerordnung Hanau und wurde in Heidelberg zum kurpfälzischen Leibarzt ernannt. 1696 betrieb er die dortige Hofapotheke und starb 1727.
Das Gemälde wird derzeit restauriert. Für Spenden (auf Zuwendungsbestätigung) wirbt der Verein Freunde und Förderer Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe e.V. unter www.museumsverein-hanau.de.