Portal Alte Hohe Landesschule
Alter Rückinger Weg
Das mächtige Sandsteintor am Alten Rückinger Weg scheint dort wie ein Fremdkörper zu stehen. Die Lage ist aber bewusst gewählt, erinnert das Portal an der neuen HOLA an die Alte Hohe Landesschule, die bis zur Zerstörung im Bombenkrieg Ende des Zweiten Weltkriegs an der Nahtstelle von Alt- und Neustadt stand, dort wo sich heute das DGB-Hochhaus mit Buchladen am Freiheitsplatz befindet. Das prächtige Tor konnte aus dem Trümmerschutt gerettet werden und verbindet heute Tradition und Moderne.
Der Gründer der Neustadt Hanau mit den wallonisch-niederländischen Glaubensflüchtlingen 1597, Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg, widmete sich u. a. auch der Ansiedlung einer Jüdischen Gemeinde, einer Verwaltungs-Neuorganisation und der Reformierung der Schullandschaft. Am 18. Juli 1607 wurde die Hohe Landesschule gestiftet, am 5. April 1612 – vor 410 Jahren – fand die Grundsteinlegung durch den jungen Grafensohn Philipp Moritz statt; Philipp Ludwig II. starb bereits am 9. August 1612 und wurde als erster in der Gruft der Marienkirche beigesetzt. Die vielen Wechsel in der Dynastie, der Dreißigjährige Krieg und einige Hin und Her taten ihr Übriges, dass die Schule erst am 21. Februar 1665 pompös eingeweiht wurde – noch ehe der Bau unter Dach war, fertig war dieser erst 1680.
Das Sandsteinportal stand an der Hofseite der Schule. Die Kunsthistoriker Winkler und Mittelsdorf beschreiben es in ihrer Schrift „Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Hanau 1897“ wie folgt:
Zwei toskanische Säulen auf Sockel gestellt, ein dorisches Triglyphensims aufnehmend, flankieren die rundbogige Quadereinfassung des Eingangs, zu dem 7 Stufen hinaufführen. Der bekrönende Aufsatz mit zwei Obeliskengliedern zur Seite enthält zwischen zwei jonischen Pilastern, die einen durchbrochenen Giebel tragen, die reich skulptierten Wappen Friedrich Casimirs (von Hanau-Lichtenberg) und seiner Gemahlin Sibylle Christine von Anhalt. Darunter steht auf umrahmter Schrifttafel eine längere Inschrift in lateinischen Distichen und deutschen Alexandrinern:
Graf Philips Ludwig stift die Schul ahn diesen Orth
Graf Fridrich Casimir half ihr noch weiter fort.
Dabei that iedes Herrn Gemahlin sich erweisen
Das sie mit gutem Fug des Landes Mütter heisen
Das aber dieses Werck nicht eh erhoben war.
Macht mancher Fall und die so grose Kriegs Gefahr
Die wolle Gott numehr ab unsern Grenzen halten
Und mit dem Heilgen Geist ob dieser Schulen walten.
Weiterhin ist die Jahreszahl 1665 angegeben, in zwei Kartuschen 1607 und 1664 und der Name des Steinmetzmeisters Caspar Klunzig. Für die Zeit recht außergewöhnlich ist die Nennung und das Lob an die Witwen der Regenten, die die Regierungsgeschäfte weitsichtig weiterführten. Sie erwiesen sich als große Protektorinnen der Bildungseinrichtung.
Ehre, wem Ehre gebührt.