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Indagine (1467 – 1537)

Viele werden sich über den Namen „Indagineplatz“ in Steinheim wundern. Handelt es sich um einen Frauennamen, eine Pflanze oder…? Es ist der latinisierte Name von Johannes von Hagen / Rosenbach, der um 1457 wohl in Dreieichenhain geboren wurde und am 27. März 1537 – vor 485 Jahren – in Steinheim starb.

Es gibt nicht viele Geistesgrößen der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit aus unserer Region. Der Theologe und Astrologe gehört sicherlich dazu. Nach Studien in Mainz und Heidelberg amtierte er von 1488 bis 1537 als Pfarrer in Groß-Steinheim und verfasste mehrere Berichte über das Lokalgeschehen (Registrierbücher, Notizen über die Reformation, Bauernunruhen). Das Pfarrhaus am Obertor ist erhalten.

Indagine war befreundet mit dem Maler Mathis Grünewald und betätigte sich als Hofastrologe von Albrecht von Brandenburg. 1519 beriet er die Kurfürsten bei der Kaiserwahl in Frankfurt am Main. Seine Werke über Astrologie, Chiromantie (Handlesekunst) und Physiognomie (Lehre von der menschlichen Gestalt) waren viel beachtet, nicht zuletzt weil sie auf dem Index von Papst Paul IV. landeten (1559).

Als Pfarrer förderte er den Neubau des Chors der Alten Pfarrkirche St. Johann Baptist Steinheim (1504 bis 1509), zahlte die dortigen Chorstühle, ließ in Klein-Steinheim den Turm sowie Chor der St. Nikolauskirche vergrößern und stiftete die Wallfahrt zum Heiligen Kreuz (1507). 1521 bis 1528 wird er als Dechant des Stifts St. Leonhart in Frankfurt am Main geführt, wo er auch Martin Luther traf. Seine Sympathie zur Reformation („aufgegangenes Licht des Evangeliums“) ließ während der Bauernkriege nach; er blieb der katholischen Lehre treu.

Indagines Wappen stellt einen Bach zwischen zwei Rosen dar. Es ist im Eingangsturm der Klein-Steinheimer Kirche und am Chorgestühl der Gedächtniskirche erhalten. Sein Porträt, geschaffen von Kupferstecher Hans Baldung Grien, stammt aus dem Handlesewerk von 1531. Hoffentlich schaute er im richtigen Leben etwas freundlicher aus… Indagine kommt aus dem Italienischen / Lateinischen und bedeutet Untersuchung, Ermittlung, Forschung.

 

Johannes Indagine 209x300Abbildung: Johannes Rosenbach, genannt Indagine, um 1531
(© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Martin Hoppe)