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Hanauer Elle

am Altstädter Rathaus

Viele laufen achtlos an einem Metallstab am Deutschen Goldschmiedehaus vorbei. Dabei hatte das Stück eine große Bedeutung in Alt-Hanau und ist glücklicherweise über die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs hinweg erhalten geblieben.

Es handelt sich um die „Hanauer Elle“ mit exakt 54,38 cm. Sie war das offizielle Längenmaß für den Wochenmarkt. Dieser wurde mit dem Stadtrechtsprivileg von König Albrecht I. vom 2. Februar 1303 auf dem Altstädter Markt gestattet.

Neben dem Pranger / Halseisen mit Fischbank, dem Gerechtigkeitsbrunnen und dem Schandpfahl samt „schwarzer Bank“, von der Todesurteile verkündet wurden (der Sandsteinquader im Pflaster ist erhalten), war die Elle ein Rechtsmal bzw. Hoheitszeichen: sie bestimmte das Hanauer Längenmaß für Tuch. Wenn es Streit über die Schneiderware gab, konnte man sich an dem Metallstab direkt vergleichen.

An fast allen Marktflecken des Heiligen Römischen Reichs galten unterschiedliche Naturmaße. Die „Elle“ leitete sich von der Länge eines Unterarms ab. „Ellenlang“ sagt man noch heute. Die „Schneiderelle“ ist weiter in Gebrauch, hierbei handelt es sich um 50 bzw. 100 cm lange Maßstäbe im Schneiderhandwerk.

Erst unter napoleonischer Herrschaft Anfang des 19. Jahrhunderts wurden auch in unserer Region Dezimalwerte wie m, dm, cm, mm und Liter eingeführt. Bis dahin rechnete man in Fingerbreit, Handbreit, Handspanne, Fuß, Schritt, Klafter ... und Elle.

 

InkedAltstädter Rathaus Hanauer Elle LIAbbildung: Die Hanauer Elle am Altstädter Rathaus 2021
(© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Martin Hoppe)