Gedenkstein für die jüdische Gemeinde und ihre Synagoge
Der 9./10. November 1938 gehört zu den dunkelsten Tagen in der Geschichte Hanaus. Zur reichsweiten Pogromnacht wurde in Hanau am 10. November 1938 die 1608 errichtete Synagoge in der Nordstraße (bis 1898 Judengasse) von NS-Schergen geschändet und in Brand gesetzt. Die herbeigerufene Feuerwehr schützte nur die umliegenden Häuser. Anwohnerinnen und Anwohner, Schulkinder und herbeigelaufenes erwachsenes Publikum gafften und ließen gewähren. Im Laufe des Pogroms kam es zu zahlreichen Zerstörungen und Plünderungen von jüdischen Geschäften, Schändungen auf dem Jüdischen Friedhof, Misshandlungen von Hanauer Jüdinnen und Juden bis hin zu „Schutzhaft“ in Konzentrationslagern.
Der Gedenkstein gegenüber dem Standort der ausgebrannten und im Bombenkrieg endgültig zerstörten Synagoge wurde 1964 vom Magistrat der Stadt Hanau errichtet. Er befindet sich vor den Mauerresten des Hexen-/Diebsturms als Teil der mittelalterlichen Befestigung der Altstadt. Darin befand sich von 1605 bis 1608 die erste Hanauer Synagoge (Ansiedlung der Jüdischen Gemeinde unter Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg durch die sog. Judenstättigkeit vom 28.12.1605).
Die kleine Grünanlage ist eine der ersten Zeichen der Erinnerung und Mahnung an die Pogromnacht in Deutschland und die jüdischen Opfer des Hitler-Regimes. Zur Einweihung am 19. März 1964 sprachen Oberbürgermeister Herbert Dröse (1908-1978) und Landesrabbiner Dr. Isaak Emil Lichtigfeld (1894-1967). Die Bronzetafel mahnt mit dem Bibelspruch „Rachel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen“ (Jeremia 31,15).
Seitdem finden hier alljährlich Gedenkveranstaltungen am Abend des 10. November statt. 2006 wurden zwei Text- und Bildtafeln hinzugefügt sowie 2018 zum 80. Jahrestag ein Mandelbäumchen gepflanzt.
An die in Hanau geborenen bzw. wohnenden, zwischen 1933 bis 1945 verfolgten und ermordeten über 240 Jüdinnen und Juden erinnern seit 2010 individuelle Bronzetäfelchen an der Mauer des ehemaligen Ghettos am Freiheitsplatz (Richtung Polizeidirektion), das unter französischer Herrschaft 1806 geöffnet wurde.
In den Stadtteilen, die im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform 1972/1974 nach Hanau kamen, bestehen Stolpersteine (Steinheim) und Gedenktafeln an den ehemaligen Rathäusern (Groß- und Klein-Auheim).