Wilhelm V. und Amalie von Hessen-Kassel
Wilhelm V., Landgraf von Hessen-Kassel (1602-1637)
Amalie Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Kassel (1602-1651)
Brustbilder von L. Schnell nach einer Zeichnung von M. Müller, um 1800
Kulturforum Hanau / Landeskundliche Abteilung Hessen-Hanau
Nach Philipp Ludwig II. und Catharina Belgia von Hanau-Münzenberg sind Wilhelm V. und Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel wohl das bedeutendste „Herrscher-Tandem“ der Regionalgeschichte. Ihre Namen sind zudem untrennbar mit dem Entsatz der Stadt im Dreißigjährigen Krieg am 13. Juni 1636 verbunden.
Es soll nämlich Amalie, auch Amelia genannt, die 2. Tochter von Philipp Ludwig und Catharina Belgia gewesen sein, die vor 385 Jahren ihren Mann zur Befreiung Hanaus aus feindlicher Belagerung durch General Lamboy gedrängt hat. Wilhelm befehligte ein berittenes hessisch-schwedisches Heer mit 8.500 Mann und 30 Geschützen aus Kassel und schlug die kaiserlichen / katholischen Truppen in die Flucht. Ein monatelanges Martyrium war beendet. Die Hanauer/innen atmeten auf und feierten: als erstes einen Dankgottesdienst, dann nahe des Lamboybrückenwaldes den sog. „Lambewald“, seit 1986 auf dem Freiheitsplatz und 2003 mit viel Musik, Gauklern und Kulinarik in die Altstadt verlegt (wegen Corona musste das Lamboyfest 2020 und 2021 ausfallen).
Amelia kam am 29. Januar 1602 im Hanauer Stadtschloss zur Welt, verlebte einige Jahre bei ihrer Verwandtschaft in Heidelberg (bei ihrer Tante Kurfürstin Luise Juliane) und den Niederlanden (ihre Mutter war eine Tochter Wilhelms von Oranien) und wurde zuerst mit Graf Albrecht Johann von Smirsicky verlobt, einem der reichsten böhmischen Adligen, der am Prager Fenstersturz beteiligt war. Nach dessen frühem Tod wurde 1619 Hochzeit im Haus Hessen gefeiert. Wilhelm und Amalie bekamen 14 Kinder, von denen allerdings nur ein Sohn und drei Töchter über das Kindesalter hinauswuchsen. Nach dem glücklichen Entsatz der Stadt und Festung Hanau 1636 war Hessen weiterhin von kaiserlichen Truppen okkupiert. Das Paar musste nach Ostfriesland übersiedeln, wo Wilhelm am 1. Oktober 1637 in Leer starb.
Amelia avancierte nach ihrer Rückkehr 1638 zur „Großen hessischen Landgräfin“. Sie führte bis 1650 die Geschäfte für ihren noch nicht volljährigen Sohn Wilhelm VI., verhandelte mit großem Geschick und von Vielen bewundert u. a. den Erbvertrag zwischen Hanau-Münzenberg und Hanau-Lichtenberg (1643) sowie den Westfälischen Frieden (1648). Amalie starb am 8. August 1651 in Kassel und liegt in der dortigen Martinskirche begraben. Ein Deckengemälde Friedrich Karl Hausmanns in der Bibliothek von Schloss Philippsruhe (1880) erinnert an ihre Diplomatie für Hanau und Hessen. Am bekanntesten dürfte in Hanau die Ameliastraße im Norden Hanaus sein, die den guten Namen der „Hanauer Tochter“ und Landgräfin in die Zukunft trägt.