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Catharina Belgica

(Antwerpen 31.07.1578 – 12.04.1648 Delft)

Leider wird in der Geschichtsschreibung kaum über die „Gattinnen“ der Fürsten berichtet. Obwohl sie nicht minder bedeutend waren als ihre Ehemänner. In dieser Reihe haben wir deshalb bereits Wilhelmine Karoline von Hessen-Kassel (OdW 12) und Amelia Elisabeth von Hessen-Kassel (OdW 64) vorgestellt.

Die Mutter von letzterer war Catharina Belgica, Ehefrau des Neustadtgründers Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg. Ohne sie wäre die Ansiedlung ab 1597 sicher nicht oder zumindest anders verlaufen. Denn mit der Hochzeit am 23. Oktober 1596 (vor 425 Jahren!) katapultierte der Graf seinen Landflecken in die Championsleague der europäischen Fürstenhäuser.

Catharina war eine überaus gute Partie – als dritte Tochter des niederländischen Freiheitshelden Wilhelm von Oranien, dem „Schweiger“ (1533-1584) und dessen dritter Ehefrau Charlotte von Bourbon-Montpensier (1546-1582). Und woher kamen die wallonisch-niederländischen Siedlerinnen und Siedler? Richtig: aus den spanisch / katholisch besetzten Niederlanden und dem heutigen Belgien, dem Vater- und Mutterland von Catharina.

Catharina Belgica wurde am 31. Juli 1578 in Antwerpen geboren. Der Name wurde von der Kanzlei später latinisiert, sie selbst schrieb sich Catarina Belgia; die Eltern benannten ihre Töchter nach den Provinzen von Oranien-Nassau. Die Prinzessin wuchs nach dem Tod des Vaters bei ihrer Tante und Patin Gräfin Catharina von Schwarzburg (1543-1642), eine geborene Gräfin von Nassau, in Arnstadt auf. Am 23. Oktober / 3. November 1596 wurde mit Philipp Ludwig Hochzeit gefeiert. Beide hatten 10 Kinder miteinander. Nach dem frühen Tod ihres Mannes 1612 führte Catharina Belgica die Regentschaft für ihren erst 7-jährigen Sohn Philipp Moritz fort, setzte sich für Modernisierung, Wirtschaftsförderung und etwa die Hohe Landesschule ein. 1627 zerstritten sich Mutter und Sohn u. a. über die Witwenversorgung und zogen bis vor das Reichskammergericht. Im Dreißigjährigen Krieg (1634) floh die Gräfin zu ihrem Halbbruder Friedrich Heinrich in die Niederlande. Dort starb sie am 12. April 1648 und wurde in der heute noch vom Haus Oranien-Nassau genutzten Grabeskirche, der Nieuwe Kerk zu Delft, beigesetzt.

An die Landgräfin erinnert in Hanau die Catharina-Belgica-Straße am Land- und Amtsgericht. Ein prächtiges Konterfei ist in der Dauerpräsentation der Familienakademie der Kathinka-Platzhoff-Stiftung an der Französischen Allee zu sehen. Ihr Leben und Werk wird auch im Jubiläumsjahr „425 Jahre Neustadt Hanau“ 2022 Thema sein.

 

Katharina BelgiaAbbildung: Catarina Belgia von Nassau-Bourbon, geborene Prinzessin von Oranien
(© Medienzentrum Hanau / Bildarchiv)