Bürgermeister Wilhelm Geibel
Wieder gedenken wir eines Geburtstagskindes – diesmal im 175. Jahr: Wilhelm Geibel wurde am 8. März 1850 in Kesselstadt geboren und verstarb ebenda am 23. Juni 1913. Er war von 1880 bis zur Eingemeindung am 1. April 1907 nach Hanau der letzte Bürgermeister von Kesselstadt.
Johann Jakob Wilhelm Geibel entstammte einer weitverzweigten Dynastie von selbstständigen Maurer-, Weißbinder- und Malermeisterfamilien. Ihr Urahn Lorenz Geibel (1707-1779) siedelte 1739/40 von Gronau in der Wetterau an den Main über. Kinder und Kindeskinder wurden wegen ihrer verdienstvollen Mitwirkung beim Umbau von Schloss Philippsruhe 1875/1880 vom Landgrafen zu „Hof-Maurermeistern“ und „Hof-Weißbindermeistern“ ernannt. Bereits der Vater von Wilhelm, Johann Friedrich Geibel (1820-1880), ein gelernter Kunstmaler, engagierte sich als ehrenamtlicher Bürgermeister seiner Heimatgemeinde und wurde in dem Amt nahtlos von seinem Sohn Wilhelm beerbt. Der gelernte Kaufmann lebte mit seiner Frau Susanna geb. Eberhard (1859-1931) und seinen Söhnen Willy und Oscar (1881-1948) in der Fischergasse 5 (heute Mittelgasse). 1906 wurde in die neu errichtete repräsentative Philippsruher Allee 27 umgezogen – ein Jahr, ehe der Zusammenschluss von Hanau und Kesselstadt erfolgte.
Sein neuer Chef, Hanaus Oberbürgermeister Dr. Eugen Gebeschus, würdigte Geibel nach seinem Tod in einem Brief an die Witwe: „In treuer, aufopferungsvoller, aber auch erfolgreicher Arbeit hat er Jahrzehnte hindurch als Bürgermeister die Verwaltung der früheren Gemeinde Hanau-Kesselstadt geleitet und dann nach der Eingemeindung, bei welcher er sich wiederum um sein Gemeinwesen hervorragend verdient gemacht hat, auch uns, der Stadt Hanau, als Bezirksvorsteher wertvolle Dienste geleistet, leider nur zu kurze Zeit. Diese seine ganze Lebenstätigkeit und weiterhin sein offenes, ehrliches Wesen, sein biederer und lauterer Charakter sichern ihm bei uns für alle Zeit ein ehrenvolles und treues Andenken“. Der preußische Staat würdigte Geibel bereits 1898 mit der „Erinnerungsmedaille des Kaisers“ und 1904 mit dem „Königlichen Kronenorden 4. Klasse“.
Willy Geibel, 1884 geboren und gleich zu Anfang des Ersten Weltkriegs am 19. November 1914 in Noyon / Frankreich gefallen, schuf die abgebildete Bronzebüste zum 60. Geburtstag seines Vaters am 8. März 1910. Sie wurde im Neubau der Bezirksschule II, seit 1965 Wilhelm-Geibel-Schule, aufgestellt. Das Familiengrab Geibel-Eberhard befindet sich auf dem Kesselstädter Friedhof am Salisweg.
Text: Martin Hoppe
Büste von Bürgermeister Wilhelm Geibel, geschaffen von seinem Sohn Willy 1910 (© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Aufnahme: Martin Hoppe)