In memoriam
Dieser Tage haben wir unseren ehemaligen Kollegen Siegfried Kroh beerdigen müssen. Seit 1991 war der gelernte Elektroinstallateur als Hausmeister von Schloss Philippsruhe für die Stadt Hanau tätig. „Siggi“ war die gute Seele des Hauses. Er wusste Alles über den Gebäudekomplex. Seiner wachen Beobachtungsgabe ist es zu verdanken, dass wir heute in der klassizistischen „Langen Galerie“ staunend vor Resten der Wandmalereien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stehen können.
Bis vor der Generalsanierung des Schlosses der letzten Jahre waren im Parterre links Toiletten des Weißen Saals untergebracht, die rückgebaut wurden. Beim Abschlagen der Wandkacheln kam zum Vorschein, wie in den 1960er Jahren mit martialischer Gewalt Platz für Wasser- und Stromleitungen in die Mauern gebrochen wurde. Aber welch Lichtblick und Sensation: Aus dem Staub lugte auf einmal ein kleines gemaltes „Flügelchen“ hervor. Siegfried Kroh informierte die Bauleitung und schnell wurde ein Stopp verhängt. Nachdem vorsichtig Schicht um Wandschicht freigelegt wurde, erschienen noch ein Händchen (die Reste eines Putto), diverse florale Muster bis hin zu großen ägyptischen wie antiken Bildnissen.
Aufwändig restauriert, ohne die Spuren der sinnlosen Zerstörungen wegen WCs (!) zu beseitigen, sind die Malreste der einst üppigen Gartenlandschaft seit 2021 formidabler Teil des Museumsrundgangs hinter der Abteilung „Moderne Zeiten“. Die Fresken wurden 1826 bis 1830 von Hofbaumeister, später Oberbaudirektor Johann Conrad Bromeis (1788–1855) unter Kurfürst Wilhelm II. von Hessen-Kassel (1777–1847) eingebracht. Künstler war Carl Gregor Greneisen (1783–1857), der u. a. auch in den Schlössern von Kassel und Fulda wirkte.
Nicht nur mit dem gesicherten Wandschmuck in der „Langen Galerie“ von Schloss Philippsruhe hat sich Siegfried Kroh bleibende Verdienste erworben – insbesondere das „Flügelchen“ erinnert an ihn.