Ziehbrunnen
Bei der Auktion zur Auflösung des Hausstands von Generalkonsul Bruno H. Schubert in Frankfurt-Sachsenhausen konnte im Jahr 2011 ein für Hanau bedeutsames Stück aus alter Zeit zurückgewonnen werden: ein barocker Ziehbrunnen, der in den 1950er Jahren an den Brauereibesitzer (Henninger-Bräu) und Mäzen abgegeben wurde. Das Kleindenkmal aus rotem Mainsandstein wurde nach Zuschlag durch das Auktionshaus Döbritz vor der Villa des Unternehmers abgetragen, im Bauhof der Stadt Hanau eingelagert und fachmännisch restauriert. Seit Ende 2015 steht er wieder an seinem historischen Platz - vor dem neuen Gemeindezentrum der Wallonisch-Niederländischen Kirche an der Gärtnerstraße.
Der Ziehbrunnen wurde 1692 errichtet und diente der Wasserversorgung des Anwesens Rebengasse / Gärtnerstraße 67. Die Initialen JKB (in unterschiedlicher Abfolge lesbar) weisen auf den bisher noch unbekannten Erbauer und Besitzer des Areals hin. 1772 zog hier die von den hiesigen Goldschmieden gewünschte und von Erbprinz Wilhelm IX., Graf von Hanau, gestiftete Hanauer Zeichenakademie ein.
Der erste Direktor der Schule, Jean Louis Gallien, kaufte das Gebäude für 2.700 Gulden von den Erben eines gewissen Obristen Schlater. Die angehenden Gold- und Silberschmiede konnten von nun an hier ihren Unterricht im Zeichnen und Malen erhalten; sie mussten nicht mehr für ihre Studien nach Paris reisen. 1879/80 erhielt die Akademie ihren Neubau an der Akademiestraße. Es zog die „Städtische Kaufmännische Fortbildungsschule“ ein. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war schließlich in dem Gebäude die städtische Hilfsschule untergebracht.
Der Brunnen überstand im Zweiten Weltkrieg den alliierten Luftangriff am frühen Morgen des 19. März 1945. 1958 beschlossen die Hanauer Stadtmütter und Stadtväter den Verkauf der Sandsteinarbeit, um aus dem Erlös den letzten von ursprünglich vier Brunnen auf dem Hanauer Marktplatz restaurieren zu können.
Nach 1945 wurde an der Stelle der alten Hilfsschule die Pedro-Jung-Schule errichtet, die heute in der Elisabeth-Schmitz-Schule in Wolfgang weiterbesteht. Mit der Ansiedlung von Kinopolis und Wallonisch-Niederländischer Gemeinde konnte das gesamte Areal als Grünanlage „In den Wallgärten“ unter Leitung von Hanau Infrastruktur Service und mit Fördermitteln Südliche Innenstadt neu gestaltet werden.