150. Geburtstag von Richard Estler
Heute erinnern wir an einen Grafiker, Maler und Professor der Hanauer Zeichenakademie, der leider nur noch wenigen ein fester Begriff ist: Richard Estler. Er wurde am 28.9.1873 in Dresden geboren – vor 150 Jahren.
Richard Konrad Leopold Estler, 5. Kind eines Konditors und einer Lebensmittelhändlerin sowie Bruder des Malers Georg Estler (1860-1954), begann seine Karriere als Privatschüler zum Dekorationsmaler bei Max Schaberschul in Dresden und studierte 1892 bis 1898 an der dortigen Kunstgewerbeschule bei Alfred Richard Diethe sowie Max Rade. 1896 lebte er zeitweise in Berlin, wo er dekorative Arbeiten für die Gewerbeausstellung und Bühnenbilder für das Theater des Westens schuf. 1898 bis 1901 war er wieder in Dresden als Zeichenlehrer und Maler tätig, ehe 1901 seine Berufung als Lehrer, ab 1921 als Professor an die Zeichenakademie Hanau folgte.
Als Mitglied der Freimaurerloge „Braunfels zur Dreieinigkeit“ geriet er in Konflikt mit dem NS-Regime, das ihn 1934 mit gekürzten Bezügen in den vorzeitigen Ruhestand schickte. Sein Engagement im Reichsverband bildender Künstler Deutschlands, der Frankfurter Künstlergesellschaft und im Bund deutscher Kunstgewerbeschulmänner Erfurt nutzte nichts. Nach dem Krieg lehrte Estler kurz wieder an der Zeichenakademie. Er lebte mit seiner Familie in der Weißenburgstraße am Weihergraben und wurde nach seinem Tod am 27.12.1952 auf dem Kesselstädter Friedhof beigesetzt. Von ihm sind rd. 200 Aquarelle, Ölgemälde, Holzschnitte und Zeichnungen zumeist in Privatbesitz überliefert. Recht bekannt sind seine Radierungen des Altstädter Rathauses oder Landschaftsbilder der Region.
Im letzten Jahr haben die Städtischen Museen Hanau aus dem Kunsthandel ein Ölgemälde von Richard Estler erworben, das Gründungsarbeiten für den Bau der Stahlfachwerkbrücke zwischen Hanau und Steinheim von 1926 dokumentiert. Das Bauwerk wurde 1927 fertiggestellt und ist eine der ersten genieteten Stahlbrücken auf Sandsteinpfeilern im Rhein-Main-Gebiet. Um den Einmarsch der US-Army zu erschweren, wurde sie im März 1945 von der deutschen Wehrmacht gesprengt, erst 1947 wieder aufgebaut und durch seitliche Ausleger für den Fußgängerverkehr verbreitert.
Richard Estler: Bau der Eisenbahnbrücke Hanau-Steinheim, 1926 (© Städtische Museen Hanau / Auktionshaus Mehlis Plauen)
