555 Jahre Kloster Wolfgang
Er ist sicher einer der verwunschesten Orte in Hanau: Mitten in der Bulau befinden sich die Reste des Klosters Wolfgang. Die alten Gemäuer sollen Schauplatz des Märchens „Gockel, Hinkel und Gackeleia“ von Clemens Brentano sein. Wir glauben fest daran ;-).
Auf einer Informationstafel von Hessen-Forst stehen folgende Zeilen über Bedeutung und Geschichte des ehemaligen Servitenklosters zu lesen, Namensgeber des Hanauer Stadtteils:
Nach mündlicher Überlieferung stifteten Erasmus Hasefuß, der Forstmeister des Grafen Philipp von Hanau, im Jahre 1468 eine Kapelle zu Ehren des heiligen Wolfgang, dem Schutzpatron der Holzarbeiter und -handwerker.
Durch eine Schenkung des Grafen, der ein Haus mit Schlafraum, Speisesaal und Werkstätten errichten ließ, siedelte sich zwischen 1486 und 1488 ein Ordenskonvent der Serviten (servi Mariae) an. 1515 werden vier Priester des Klosters genannt. Doch bereits im Bauernkrieg wird St. Wolfgang 1525 und abermals 1527 verwüstet, worauf die letzten vier Mönche mit ihrem Prior das Kloster verlassen.
Die archäologischen Untersuchungen der Jahre 2013/14 wiesen trotz der kurzen Bestehenszeit eine rege Bautätigkeit an St. Wolfgang nach. Nördlich der Kirchenruine wurden ein Vorgängerbau sowie unterkellerte Wohn- und Wirtschaftsgebäude ebenso wie ein runder Treppenturm an der Sakristei angelegt. Die Fußböden zierten Fliesen mit dem Wappen der Hanauer Grafen. Auch der einst gelbe Verputz mit roter Steinquaderung an Türen und Gebäudekanten zeigte die Hausfarben der Klosterstifter. Der freistehende Turm war ursprünglich ein zweigeschossiges Gebäude mit Keller, dem erst nach der Klosterzeit weitere Geschosse und ein Zinnenkranz aufgesetzt wurden.
Rund um das Klostergelände prägen zahlreiche Schürfgruben zur Gewinnung von Raseneisenstein den Auwald, die wohl auch zu Zeiten der Servitenmönche betrieben wurden. 1715 ließ der letzte Graf von Hanau (Johann Reinhard III. von Hanau-Lichtenberg) an Stelle des heutigen Forstamtes das Jagdhaus Wolfgang errichten.