„Krieg und Gewalt“ von Frans Masereel
im Verlag Karl Schustek Hanau
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert nun schon 1 unglaubliches langes Jahr. Im Hanauer Verlag Karl Schustek erschien 1968 ein bemerkenswertes Lese- und Bilderbuch zum Thema „Krieg und Gewalt“ mit Arbeiten von Frans Masereel (1889-1972). Lassen wir das Vorwort des belgischen Grafikers, Zeichners, Malers und Pazifisten für sich sprechen:
Was gibt es schrecklicheres als den Krieg? Gibt es Dinge, die idiotischer und verbrecherischer sind als er? Wie kann man von einer derartigen Ungeheuerlichkeit gleichgültig bleiben? Was kann man gegen diese Geißel der Menschheit tun, die sich von Tag zu Tag in der grauenvollen Kunst des Tötens perfektioniert?
Das sind die Fragen, die sich viele menschliche Wesen stellen…, wenigstens die von uns, deren Hirn noch arbeitsfähig ist.
Der Künstler kann – leider – nichts als Zeuge sein, erzählen oder zeichnen, was er hörte oder sah. Ist es nicht letztlich ein Werk für den Frieden, die Schrecken des Krieges zu zeigen?
Die Auswahl der Wiedergaben, die hier vorgestellt wird, zeigt teils Ereignisse, die ich selbst gesehen habe, teils solche, die mir Zeugen oder Teilnehmer berichteten, teils schließlich solche, die meiner Vorstellung entstammen, die, wie ich gestehen muß, jedenfalls hinter der Realität zurückbleibt.
Karl Schustek, eigentlich Carl Schusdek, wurde 1894 in Wien geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte er sich als Verleger, insbesondere im Bereich unterhaltender, teils erotischer Literatur. U.a. verlegte er Hirschfeld und Sade. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er 1938 in Schutzhaft genommen und emigrierte nach Indien. 1967 baute Schustek seinen Verlag in Hanau neu auf. Zahlreiche gerichtliche Auseinandersetzungen, der Drahtseilakt zwischen Pornografie und Wissenschaftlichkeit seiner Publikationen war ihm stets bewusst, scheinen ihn zermürbt zu haben; Stichwort Kamasutram-Prozess. Er gab sein Unternehmen im Alter von 76 Jahren auf und starb in einem Sanatorium in Kilchberg / Schweiz.