François de le Boë / Franciscus Sylvius
Einer der prominentesten Hanauer starb am 14. November 1672 – vor 350 Jahren: Franciscus Silvius. In letzter Zeit kam er durch den „Hanau Dry Gin“ zu ehren. Doch erzählen wir die Geschichte von vorne:
Isaac de le Boë und seine Frau Anne Vignet aus Cambrai/Nordflandern gründeten als calvinistische Glaubensflüchtlinge die Hanauer Neustadt mit. Ihr Haus „Zur Stadt Amsterdam“ errichteten sie 1602 an der Ecke Römerstraße/Glockengasse. Das genaue Geburtsdatum ihres Sohnes François ist leider nicht belegt, aber die Taufe am 10. März 1614 in der Wallonischen Kirche.
Nach der Hanauer „Grundschule“ besuchte er das Gymnasium in Sedan und studierte Medizin an den Universitäten Leiden sowie Basel, wo er 1637 auch seinen Doktortitel verliehen bekam. Bis 1639 praktizierte er in Hanau und ging dann auf Studienreisen nach Paris und Amsterdam. Dort heiratete er 1649 Anna de Ligne (1627-1657). 1658 wurde er zum Professor für Medizin an der Universität Leiden ernannt, amtierte als deren Rektor und gründete dort das erste chemische Laboratorium an einer europäischen Universität.
Für seine wissenschaftlichen Publikationen latinisierte er seinen Namen (Boë = Bois = Wald = Sylvius). Sylvius gilt als Begründer der naturwissenschaftlich ausgerichteten Medizin, klinischen Chemie und Neuroanatomie. Nach ihm wurde etwa das Chlorkalium Sylvin und das daraus zum Teil bestehende Gestein Sylvinit benannt. Auch gilt er als Erfinder des Genever/Gin; ursprünglich als Mittel gegen Magenbeschwerden gedacht, mischte er Alkohol mit Wacholder und verfeinerte die Tinktur mit pflanzlichen Zutaten für die Patientenbehandlung.
Franciscus Sylvius starb am 14. November 1672 in Leiden/Niederlande und wurde in der dortigen St. Peterskirche beigesetzt.
In seinem Hanauer Geburtshaus gründeten 1661 Jacobus van der Walle und Daniel Behaghel die erste deutsche Fayencemanufaktur, die bis 1807 bestand. Das Gebäude wurde kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs beim schwersten alliierten Luftangriff am 19. März 1945 zerstört.
2017 kreierten die Hanauer Rocky Musleh, Lutz Hanus und Edelbrenner Arno Dirker den „François – Hanau Dry Gin“, wobei Wacholderbeeren, Koriander, Eisenkraut, Hibiskusblüten, Lorbeerblüten, Mukatellersalbei, Basilikum und als besondere Finesse Blutorange zum Einsatz kommen (wohl bekomm’s!).
2019 spendeten Musleh und Hanus zusammen mit den Hauseigentümern Gebrüder Janka eine Erinnerungstafel zu Ehren des Namenspatrons am Nachfolgebau Römerstraße 15.