Philippine Gertraude Hosse (1774-1834)
Im „Hanau aufLaden“ erinnert eine Gedenktafel an die Rauchtabak- und Zigarrenfabriken Hosse. Das Unternehmen wurde 1808 von Philippine Gertraude Hosse in der Nürnberger Straße 31 gegründet. Dass an die mutige Unternehmerin erinnert wird, ist Angela Löding zu verdanken, deren Ur-Ur-Urgroßenkelin, die über Jahre eine sehr umfangreiche Familiengeschichte geschrieben hat, welche inzwischen im Stadtarchiv Hanau hinterlegt ist.
Philippine Gertraude Hosse (Kassel 1774 – 1834 Hanau) war das 9. von 10 Kindern des Hof- und Cabinett-Schreinermeisters Johannes Ruhl und der Martha Catharina, geb. Dilling. Sie heiratete 1796 in Kassel Georg August Hosse (Vaake 1765 -1817 Hanau), zuerst Küchen-Skribent, dann Kammerdiener von Kurprinz Wilhelm II. von Hessen-Kassel. Philippine gründete 1808, nachdem das Paar nicht unter napoleonischer Herrschaft mit der Kurfürstenfamilie fliehen wollte und das Hanauer Bürgerrecht erhielt, die Fabrik. Nach dem Tod ihres Mannes startete sie offensichtlich „richtig durch“. Die Fabrik, die dann unter Fa. P. G. Hosse Wittib = Witwe firmierte, zog später in die Römerstraße 8-10 / Glockenstraße, gründete Außenstellen in Steinheim (Villa Stokkum), Gelnhausen, Kälberau, Lieblos, Roth und Langenselbold. Damit avancierte der Betrieb zu einem der größten und bekanntesten für Zigarren in Hessen. Familie Hosse und Verwandte, darunter Pedro Jung, führten die Firma bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.
Dass Philippine Gertraude Hosse das Unternehmen gegründet hatte, war lange Zeit nicht bekannt. Es wurde immer ihr Mann „Philipp Georg“ vermutet, ein Schreibfehler bzw. Irrtum, der über Generationen von Geschichtsschreibern übertragen wurde. Mit den Familienforschungen konnte nun eine Lücke in der Hanauer Historie geschlossen und zugleich „eine mutige Hanauer Unternehmerin des frühen 19. Jahrhunderts in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt werden“, wie Oberbürgermeister Claus Kaminsky bei der Enthüllung sagte. „Um 1808 war es schließlich überhaupt nicht selbstverständlich, dass eine Frau unternehmerisch tätig werden konnte. Das hat sich glücklicherweise geändert!“ Das Porträt „der Hosse“ von bisher unbekannter Hand befindet sich in der Sammlung der Städtischen Museen Hanau.