Wandgestaltung Simplizius Simplizissimus
Wir haben Hanau bereits als Stadt früher Wandgestaltungen nach dem Zweiten Weltkrieg vorgestellt. Ein prägendes Sgrafitto befindet sich seit den 1950er Jahren an der Wand des Wohngebäudes Nordstraße 9 der Baugesellschaft. Über dem Mauerstumpf der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, an der ab 1605 das Hanauer Ghetto durch sog. Judenstättigkeit unter Graf Philipp Ludwig II. angelegt wurde, gestalteten die Hanauer Künstler Alexander Harder-Khasán (1901-1985) und August Peukert (1912-1986) eine Erinnerung an Simplizius Simplizissimus.
Jakob Christoffel von Grimmelshausen, der bedeutende Barockdichter (Gelnhausen 1622 – 1676 Renchen), hat zahlreiche Ereignisse aus dem 30-jährigen Krieg in seinem Hauptwerk „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ (1669) verarbeitet. So auch seinen Aufenthalt in Hanau um 1635 unter Stadtkommandant Ramsay und Belagerer Lamboy. Hanau wurde am 13. Juni 1636 von der Besatzung befreit – Grund für das Lamboyfest, das dieses Jahr coronabedingt ausfallen muss. In der Marienkirche ist aber eine Ausstellung über das Kriegsgeschehen im 17. Jahrhundert zu besichtigen.
Aus Anlass des 400-jährigen Geburtstages von Grimmelshausen hat die Hanauerin Barbara Mewes-Trageser eine Friedenslinde für den Schlossgarten gespendet und folgendes Gedicht vorgelegt, das wir gerne an dieser Stelle abdrucken:
Grimmelshausen in Hanau
Grimmelshausen einem armen Adelsgeschlecht entstammt,
um 1622 in Gelnhausen geboren, wurde er zur Namensgebung,
Johann (Hans) Jacob Christoffel von Grimmelshausen genannt,
war geflüchtet im Dreißigjährigen Krieg in die Hanauer Festung,
die unter Befehlsgewalt des General Jacob von Ramsay stand.
Er wurde mehrmals verschleppt durch kriegerisches Schaffen,
zu leisten Kriegsdienst am Schreibtisch und an den Waffen,
arbeitete als Schaffner, Burgvogt, Gastwirt und auch Schultheiß,
war Ehemann, Vater und Schriftsteller, auf eigenes Geheiß.
Der größte deutsche Barockdichter im 17. Jahrhundert er war,
mit seinem Buch „Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“,
veröffentlichte er 1669 einen Roman, der sehr bedeutend sogar,
herausgegeben wurd‘ in vielen Sprachen, darunter auch Deutsch.
Darin zu lesen ist, dass ein Junge in der Festung Hanau stand,
der hatte ein Büchlein aus Birkenrinde mit Gebeten in der Hand,
Schuhe aus Holz, Schuhbändel, die gewebt aus Rinden von Linden,
die Haare staubig, am Rock konnte man tausend Flicken finden.
Im Jahr 1676 ist er in Renchen, während eines Krieges, verstorben,
seine Ehefrau, Catharina Henninger, hatte ihm zehn Kinder geboren,
diese konnten in einer friedlicheren Welt durch ihr Leben geh‘n,
ihm zur Erinnerung, eine Friedenslinde im Schlossgarten soll steh‘n!
Die sei ein Symbol, mit universeller Liebe, den Frieden zu gestalten,
zu stärken den Willen der Menschen, für das Zusammenhalten,
das Wachstum der Solidarität untereinander zu fördern, als ein Ziel,
damit der Frieden in unserer Zivilisation bleibt weiterhin stabil!
© Barbara Mewes-Trageser