Rochuskreuz
Andreas Krug, 1852
Rochusplatz Hanau-Großauheim
Derzeit hat die Corona-Pandemie die Welt im Griff. Vor über 100 Jahren starben hunderttausende Menschen an der Spanischen Grippe. Und im Mittelalter wütete die Pest – auch in unserer Region.
In Großauheim, das nach dem Dreißigjährigen Krieg rd. 200 Einwohner/innen zählte, starben 1666 rd. 10 Prozent der Bevölkerung an der Pest. Vor exakt 355 Jahren, am 26. Juli, verpflichteten sich die Zivil- und Kirchengemeinden durch ein Gelübde, jährlich das Fest des hl. Rochus zu begehen und opferten ihm einen „Verlobten Tag zur Abwendung dieses allgemeinen Übels und zur Versöhnung Gottes (…). Dem hl. Opfer und der Predigt haben alle, wie es gelobte Feiertage erfordern, beizuwohnen, so daß es niemandem an diesem Tage gestattet ist, wenn nicht aus wichtiger Ursache, den Ort zu verlassen“, gibt das Pfarrbuch Auskunft.
Der Legende nach half der Heilige Rochus von Montpellier (zwischen 1295 und 1379) auf einer Pilgerfahrt nach Rom Pestkranken. Dabei wurde er selbst infiziert und zog sich in eine Holzhütte im Wald zurück, wo er von einem Engel gesund gepflegt und von einem Hund mit Brot versorgt wurde, bis er seine Rückreise nach Frankreich antreten konnte.
Als Dank für die Heilung Großauheims von der Pest wurde vor dem Ort (heutiger Rochusplatz) um 1680 eine Pestkapelle, die Rochuskapelle, errichtet. Sie wurde 1813 in den sog. Befreiungskriegen als Munitionslager genutzt, zerstört und 1831 abgetragen. An ihrer Stelle folgte 1852 das rd. 4 Meter hoch aufgesockelte sandsteinerne Rochuskreuz aus der Werkstatt des Großauheimer Steinmetzen Andreas Krug. Die Inschrift auf der Frontseite lautet: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Johannes XIV 6“.
Das Kreuz wurde in den letzten Jahren restauriert und steht – nun zusammen mit dem August-Gaul-Denkmal von Matthias Kohn – auf dem 2019 neu gestalteten Rochusplatz. Es bildet den Mittelpunkt der alljährlichen Rochusprozession am Sonntag nach dem 16. August, dem Tag des Schutzpatrons, wie auch des Rochusmarkts.