Gerechtigkeitsbrunnen von 1611
Im Objekt der Woche 43 war das Sparrenwappen von Hanau-Münzenberg Thema. Es findet sich u. a. am Gerechtigkeitsbrunnen vor dem Deutschen Goldschmiedehaus.
Der Brunnen an sich ist aber auch wert, in den Fokus gestellt zu werden, zumal er dieses Jahr 410 Jahre auf dem Altstädter Marktplatz steht.
Bauherr war der Rat der Altstadt, nicht wie oftmals genannt Graf Philipp Ludwig II. Vermutlich haben ihn die Brüder Büttner aus Miltenberger Sandstein gehauen. Aufgerichtet wurde er nach Forschungen von Dr. Eckhard Meise durch Maurermeister Daniel Fischenich (Vertrag vom 15. Mai 1611 zur „Erneuerung zweier „Brunnen [...] uf dem Markt“).
Das Kleindenkmal war ursprünglich farbig gefasst durch Malermeister Michel Busch. Um den Brunnen herum standen Steinbänke zum Abstellen von Eimern. Hier soll das beste Trinkwasser der Altstadt gefördert worden sein. Alljährlich reinigte die Nachbarschaft den Brunnen, die sog. „Brunnenputzer“.
Den Brunnen flankieren zwei kannelierte Säulen mit korinthischen Kapitellen als Auflager eines ganz im Stil der Renaissance mit Medaillons und Diamantierungen verzierten Architravs, das wiederum als Basis der von Löwenfiguren getragenen Wappen der Hanauer Altstadt und der Herren von Hanau-Münzenberg dient. Zwischen diesen ist die vollplastische Darstellung der Justitia als Symbol kommunaler Gerichtsbarkeit platziert.
1767 wurde auf Geheiß des Erbprinzen Wilhelm das Altstädter Rathaus im Stil des Klassizismus renoviert, die Erker abgeschlagen, das Gebäude verputzt. Der Brunnen wurde (ohne seinen ursprünglich sechseckigen Trog) in der Fassade des Rathauses vermauert. 1928 erfolgte die Rückversetzung auf den Platz als nicht mehr funktionierender Ziehbrunnen. Dabei wurde der neue runde Brunnenring gebaut.
Der Gerechtigkeitsbrunnen überdauerte glücklicherweise die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs 1944/1945. Er wurde zum 675-jährigen Altstadtjubiläum (1978) und 2013 durch Jens Engelhardt im Rahmen des Hanauer Programms „Kunst im öffentlichen Raum“ restauriert. Die Insignien der Justitia, Schwert und Waage, waren 2012 entwendet und von dem Hanauer Goldschmiedepaar Sibylle Thielemann und Martin Steinhorst aus Messing und Stahl nachgebildet worden. Für die Neuanschaffung stellte der Verein zur Förderung von Kunst und Kultur e.V. eine Spende zur Verfügung.