Paul Hindemith (1895-1963)
Fotografie, 1923
Medienzentrum Hanau / Bildarchiv
Paul Hindemith gehört zu den großen Söhnen Hanaus. Heute vor genau 125 Jahren, am 16. November 1895, wurde der bedeutende Musiker der Moderne in der Hanauer Vorstadt Nr. 14 geboren.
Hindemith entstammt einer schlesischen Handwerkerfamilie. Bereits als Neunjähriger erhielt er regelmäßigen Musikunterricht, begann 1908 mit dem Musikstudium an Dr. Hoch´s Konservatorium in Frankfurt am Main und trat als Geiger / Bratschist u. a. im Hanauer Stadttheater auf. In den Jahren 1915-1923 avancierte er zum Konzertmeister des Frankfurter Opernhausorchesters, von 1922-1929 spielte er als Bratschist im Amar-Quartett. 1921 repräsentierte er bei den Donaueschinger Musiktagen für zeitgenössische Kammermusik den neuen Typ des Musikers deutscher Avantgarde. 1927 wurde Hindemith an die Berliner Hochschule für Musik berufen, in der er sich leidenschaftlich für die „Neue Musik“ einsetzte. Das Auftrittsverbot der Nationalsozialisten zwang Hindemith 1938 zur Emigration in die Schweiz, 1940 in die USA. Er wurde Professor für Musiktheorie an der Yale Universität, ab 1951 lehrte er an der Universität Zürich und lebte bis zu seinem Tode am 28. Dezember 1963 in Frankfurt am Main bei Vevey am Genfer See.
Hindemiths musikalisches Schaffen ist außerordentlich vielschichtig. Er war als Komponist und ausübender Musiker, als Librettist, Pädagoge und Musiktheoretiker tätig und schrieb für alle Instrumente, die er übrigens auch selbst spielen konnte: Streichquartette, Sonaten, Kammermusik, Klaviermusik, Vokalmusik, große Orchesterwerke (Konzerte, Tänze, Metamorphosen, „Die Harmonie der Welt“ usw.), Chorwerke und Opern, von denen „Cardillac“ und „Mathis der Maler“ zu den vielgespielten Werken gehören. In seinen Arbeiten versuchte er alte kompositorische Formen mit neuartigen Gestaltungsmitteln in Einklang zu bringen.
Das Glockenspiel im Turm des Neustädter Rathauses am Marktplatz (wird derzeit renoviert) spielt um 12 Uhr Hindemiths Kanon „Wer sich die Musik erkiest“, op. 45 II. Stündlich zwischen 8.00 oder 9.00 Uhr und 21.00 Uhr erklingt das 1. Thema des Kopfsatzes („Ruhig bewegt“) der Klaviersonate Nr. 3 von 1936.
1984 wurde die „Jugendmusikschule und Musikbildungswerk Hanau e.V. nach Paul Hindemith benannt. Die Musikschule hat ihren Hauptsitz in der Pestalozzischule an der Ramsaystraße, wo 2015 im Eingangsbereich das Hindemith-Denkmal von Faxe M. Müller eingeweiht wurde.
Seit 2000 wird in Zusammenarbeit mit der Hindemith-Stiftung und dem Hindemith Institut der renommierte Hindemith-Preis der Stadt Hanau verliehen, der 2019 an den finnischen Pianisten, Komponisten und Dirigenten Olli Mustonen ging.
Hindemiths Leben und Werk werden auch in der neu zu gestaltenden Abteilung „Modernes Hanau“ im Historischen Museum Hanau Schloss Philippsruhe thematisiert.
Zu Hindemiths 125. Geburtstag wollte die Neue Philharmonie Frankfurt mit Sitz in Hanau ein großes Konzertim Congress Park geben, das aber wegen der Corona-Pandemie auf nächstes Jahr verschoben werden musste.