Werbung der Weinbrennerei Canthal, um 1910
Stadtbibliothek Hanau
Asbach Uralt warb einst mit „der Geist des Weines“, Weinbrand Mariacron mit „vollmundig im Geschmack“ – die Hanauer Weinbrennerei Canthal schickte zwei sich zuprostende Wein-Teufelchen ins Rennen um die Gunst der Genießer.
Friedrich Canthal, genannt Fritz, wurde 1848 in der Schlossstraße geboren, übernahm 1863 die Firma seiner Eltern und baute sie zu einem der bedeutendsten Spirituosenunternehmen in Südwestdeutschland aus. Canthal engagierte sich von 1876 in der Handwerkskammer und war 1891-1918 deren Präsident, von 1898-1908 Stadtverordnetenvorsteher und danach bis 1916 Mitglied des Provinziallandtags. Er förderte u. a. den Bau des Mainhafens und die Zeichenakademie. Bereits 1904 erhielt er von Kaiser Wilhelm II. den Titel Kommerzienrat, 1918 den des Geheimen Kommerzienrats und 1916 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hanau. Canthal war der erste jüdische Bürger der Brüder-Grimm-Stadt, der eine solch anerkannte berufliche wie gesellschaftliche Stellung erreichte. Er starb 1922 und wurde auf dem Hanauer Hauptfriedhof beigesetzt. Die Canthalstraße im Hafengebiet trägt seinen Namen.
Die Anzeige mit den Wein-Teufelchen ist der Festschrift zur Eröffnung des Hanauer Mainhafens 1924 entnommen. Die beiden „Lebensgeister“ dokumentieren neben der „belebenden Wirkung“ der Canthalschen Weinbrände und Liköre auch das augenzwinkernde, gar humorvolle Wesen der angesehenen wie beliebten Unternehmer- und Politikerpersönlichkeit Fritz Canthal.