Löwen von Schloss Philippsruhe
nach Christian Daniel Rauch / Theodor Erdmann Kalide, Potsdam 1884
Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe
Dieser Tage zogen die beiden Löwen vor dem Haupteingang von Schloss Philippsruhe in die Restaurierungswerkstatt Krönung nach Fulda um. Beide Majestäten sind in die Jahre gekommen: ihre Zinkschicht ist abgerieben, durch Hochzeitsgäste und Kinder auf ihren Rücken gab es gefährliche Dellen und Risse in den Körpern. Ein positiver Förderbescheid der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien macht nun eine fachgerechte Restaurierung möglich, die Kosten werden komplett von Berlin übernommen. Beide Könige der Tiere sollen im nächsten Frühjahr wieder vor dem Schloss die Besucher/innen aus Nah und Fern begrüßen.
Der schlafende und der wachende Löwe gehören zu den „Stars“ der klassizistischen Denkmalkunst. Der Entwurf stammt von Christian Daniel Rauch (1777-1857), er war ein Schüler von Johann Gottfried Schadow. Rauch hatte 1824 den wachenden Löwen modelliert, der schlafende folgte 1828. Letzterer ziert auch das Scharnhorst-Denkmal auf dem Berliner Invalidenfriedhof.
Die Hanauer Nachgüsse aus der Werkstatt von Theodor Erdmann Kalide in Potsdam wurden im Rahmen der Neugestaltung von Schloss Philippsruhe 1885 unter Landgraf Friedrich-Wilhelm von Hessen(-Rumpenheim) und seiner Frau Anna von Preußen am Schloss aufgestellt. Aus anderen Herstellungsperioden finden sich die Motive unter anderem vor dem Holstentor in Lübeck, in Gleiwitz, Beithen, Münster, Rossleben, Dortmund, Mainz, Bad Carlsruhe, Hagen, Kastna, Eberswalde.
Mit den beiden Tieren ist es übrigens wie bei den Brüdern Grimm auf dem Neustädter Marktplatz: es wird sich erzählt, dass Jacob und Wilhelm dort nachts um 12 Uhr oder zu Silvester die Plätze tauschen. Bei den Löwen sei es nicht anders, weil sonst ungerecht: der Wachende wird der Schlafende und umgekehrt, immer nachts um 12 Uhr oder zu Silvester…