hu logo lang 400px sw

#174

Am Pfaffenbrunnen

Eine der längsten Straßen in Hanau-Steinheim erinnert an den Pfaffenbrunnen. Aber warum Pfaffenbrunnen? Das Wort setzt sich aus zwei erst einmal getrennt zu betrachtenden Worten zusammen.

Zum einen „Pfaffe(n)“: das althochdeutsche pfaffo oder mittelhochdeutsche pfaffe war die früher übliche, durchaus würdevolle Bezeichnung für einen Welt- oder Klostergeistlichen, Pfarrer bzw. Priester. Erst während der Reformation hat sie einen üblen Nebensinn erhalten und wird seitdem in einem durchaus verächtlichen Ton als Schmähwort gebraucht. Zum anderen aus „Brunnen“: Darunter ist eine gemauerte / gefasste Quelle zu verstehen. Im Gegensatz zu Born, der natürlich fließenden Quelle.

Pfaffenbrunnen ist somit als Quelle in einem Gelände zu deuten, welches in kirchlichem Besitz war (Pfaffenwald, Pfaffenwiese). So war der Abt von Seligenstadt etwa Zentgraf von Nieder-Steinheim. Das Gelände befand sich ehemals weit vor dem Ort. Noch bis in die 1920er Jahre reichte die Besiedlung von Klein-Steinheim nicht an die heutige Pfaffenbrunnenstraße heran.

Als Rest des ehemaligen Freigeländes ist der Grünbereich an der Südseite der Straße vorhanden. Die Brunnenfassung ist etwas versteckt erhalten. Sie wurde 1890, 1984 und letztmalig 1990 restauriert. 1890 rief eine „Klein-Steinheimer Picknickgesellschaft“ zur Renovierung auf, die mit Hilfe des „Verschönerungsvereins“ durchgeführt wurde. Ein Hinweis darauf, dass das „Brünnchen“ wohl ein beliebtes Ausflugsziel war.

Schon bei den Brüdern Grimm ist zu lesen: „Wenn ein Brüderchen oder ein Schwesterchen geboren wird und die Kinder fragen, woher es denn gekommen sei, so sagt man ihnen: Aus dem Brunnen, da hole oder schöpfe man es heraus“. Die Sage, dass der Storch die kleinen Kinder aus dem Brunnen picke, war einst weit verbreitet. In Steinheim galt (und gilt?) dies für den Pfaffenbrunnen, in Großauheim für das Hergersbörnchen.

 

174 pfaffenbrunnenAbbildung: Fassung des Steinheimer Pfaffenbrunnens 2023
(©: Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Martin Hoppe)